Kultur und Einwirkung der Industrie auf unseren Geschmack
Einleitend zu unserem Thema müssen wir diese Stichworte erst einmal besprechen. So wie sich vieles im Laufe der Zeit wandelt und Trends und Bewegungen in den verschiedensten Bereichen kommen und gehen, so wird auch die Lebensmittelindustrie nicht davon verschont. So werden ganze Lebensmittelsektoren immer und immer wieder geschmacklich überarbeitet; Aromen werden hinzugefügt und weggezüchtet.
Olivenöl trifft es hart
Um Obenstehendes auf unser Thema zu beziehen: Bitter ist nicht gut! – so reagiert zumindest ein Großteil der Bevölkerung bei Öl-Proben. Es besteht Erklärungsbedarf.
Es gibt wohl kaum ein Produkt bei dem Experten- und Kundenmeinungen so weit auseinanderliegen. Sie haben schonmal was vom Weißwurstäquator gehört? Gut, so oder so ähnlich verhält es sich mit Olivenöl. Die Grenze wird hier allerdings bei den Alpen gezogen. Während, kulturell und geographisch bedingt, Südländer bittere Geschmacksstoffe schätzen und gut kennen, so hat der Deutsche eher andere Präferenzen. Unser Öl ist die Butter – nussige, cremige und milde Butter. Auf genau diese Geschmackspräferenzen geht die Industrie ein und somit schmecken Spargel, Chicorée und Möhren viel milder als sie es vor 30 Jahren taten. Das prägt unsere Sinne und wir müssen den bitteren Geschmack erst wieder lieben lernen.
Wie sollte Olivenöl also schmecken, bzw. was zeichnet ein gutes Olivenöl aus? Nicht umsonst heißt es, dass Olivenöl sehr gesund sei – das liegt, neben den ungesättigten Fettsäuren, vor allem am hohen Anteil der sekundären Pflanzenstoffe. Diese Polyphenole (sollen u.a. vor Krebs schützen) schmecken in der Regel sehr bitter und scharf. Noch dazu ist es die Aufgabe einer jeden Raffinerie sowohl zentrale Geschmacksstoffe (im Fall Olive: bitter, fruchtig, scharf), als auch die damit verbundenen Inhaltsstoffe bei der Verarbeitung zu bewahren und konservieren.
Um nun die Ursprungsfrage zu beantworten: möchten Sie ein qualitativ hochwertiges Olivenöl, so sollten Sie in jedem Falle darauf achten, dass ein gewisser Grund-Bitteranteil sowie Schärfeanteil vorhanden ist.
Nicht schlürfen, sondern nippen!
Das passende (Oliven-) Öl finden: Olivenöl wird im Gegensatz zu Wein und co. selten alleinstehend probiert und beurteilt – daher ist der einfachste Ansatz so viel zu probieren wie es nur geht – wichtig dabei ist WIE. Nehmen Sie am besten einen Löffel, tröpfeln sie ein bisschen Öl darauf und ab in den Mund – machen Sie nur nicht den Fehler, wie Sie es von Weinproben kennen, und ziehen Sie gleichzeitig Sauerstoff mit ein. Das intensiviert zwar den Geschmack aber eben auch die Bitterstoffe und Schärfe, was in der Folge zum unangenehmen Kratzen im Rachen führen kann. Viel Spaß beim Probieren!
Korrektes Lagern
Lagern Sie Ihr Öl immer gut vor Licht geschützt und in einem fest verschließbaren Behältnis – Olivenöl enthält viele flüchtige Aromastoffe. Die sorgen für den tollen Geschmack, gehen aber bei Kontakt mit Sauerstoff schnell verloren.
Ansonsten die üblichen Hinweise – gerne in einem kalten Raum und nicht auf der Heizung lagern, etc. pp…